Ich bestimme für mich persönlich: Dies ist DER Prototyp eines strukturalistischen Films. Prototyp aber im Sinne eines jungfräulichen, zwangsläufig fehlerbehafteten Zugangs, eines tierischen Triebs – direkt in das Geschehen eingreifen zu wollen / zu müssen. Vielleicht funktioniert deshalb die Übersetzung des Poetischen ins Bildliche so selten, in letzter Konsequenz eigentlich gar nicht. Wieder und wieder prallen Grünbeins schwülstige Salven an den handgezeichneten (fast wortwörtlich) Bildern Wybornys ab; oder um es anders zu formulieren: Wyborny passt seine Bilder, Einstellungen, selbst Materialien dem gesprochenen Wort an; immer an den Sinn des Wortes gefesselt – ein gesprochener Fluss muss auch der bildliche Fluss sein, ein geseufztes Gewehr ein ebensolches in Persona.
Dann kehrt Wyborny in den Strukturalismus zurück; das gerahmte Bild eines Hafens, Fischer die Tiere entschuppen; und dem gegenüber ein mythologischer Körperkult, Muskeln aus Stein, der Mensch wird dem Tier ebenbürtig. Gut erkennbar wird dies in den unzähligen Überblendungen, die Wyborny an das Grundsätzliche heftet: das primäre und das sekundäre Bild, wie Gezeiten die miteinander korrespondieren; die Antike und das Jetzt, der Hintergrund und das aktive Element im Zentrum, Knotenpunkte eines bildlichen Verständnisses von Hierarchien; nichts ineinander, alles übereinander, wie Folien, die den Grundton mehr und mehr entfremden.
Das Jetzt bleibt ein sich bewegender Körper, man betrachtet Touristen beim touristischen Benehmen, Kleinwägen beim durch die Kurven Schlittern, Grashalme die den Wind nachahmen; das Antike jedoch offenbart sich nur in Form von Fresken, Statuen, Gebäuden; allesamt ruhende Körper, die nur durch das Jetzt aus ihrer Ruhe erwachen, oder eben durch Grünbeins melodische Salbungen, die in ihrem pathetischen Ethos dann doch mehr sind als bloße theologische Gespenstergeschichten. Vielleicht entsteht ja daraus wirklich eine neue Sprache, um mit dem Vergangenen zu kommunizieren; vielleicht muss man das Selbst erst aus dem bewegenden Gestus befreien, um das Gesehene anders wahrzunehmen als der knickerbockertragende Sandalentourist aus Mitteleuropa. Und der strukturelle Kreis schließt sich im Feuer, das brennen soll und darf – wären da die Überblendungen nicht.